Heute Morgen haben die 4 großen Wirtschaftsorganisationen IHK Hannover, Handwerkskammer Hannover, Handelsverband Hannover und City-Gemeinschaft Hannover gemeinsam mit 7 direkt betroffenen Anliegern in einem Pressegespräch Stellung zu der, überraschend schnell, durch die SPD und B’90/ Grüne Mehrheit beschlossenen Streckenführung der D-Linie genommen. Damit ist leider ein über 2 Jahre dauernder Dialog mit den Wirtschaftsorganisationen abgebrochen worden und es bleiben viele ungeklärte Fragen offen. Die Kammern und Verbände fordern Politik und Verwaltung auf den Dialog weiterzuführen und die Ihnen bekannten Bedenken ernst zu nehmen.
„Die jetzt vorgeschlagene Lösung ist für die Wirtschaft nicht akzeptabel“, so Dr. Horst Schrage, Hauptgeschäftsführer der IHK Hannover. „In den vergangenen Wochen wurde festgestellt, dass mit der Scheelhaase-Lösung eine vernünftige Lösung für die D-Linie machbar ist. Nun sollen aber trotzdem ca. 40 Mio. € für eine Variante investiert werden, die die Erreichbarkeit der Innenstadt für alle Verkehrsträger eher verschlechtert.“
„Uns wurde in Gesprächen immer wieder zugesichert, dass vor einer Entscheidung alle denkbaren Möglichkeiten gründlich geprüft werden. Der Umgang mit der Machbarkeitsstudie zur Scheelhaase-Variante, zeigt uns aber, dass schlagende Argumente für diese Variante einfach ausgeblendet werden”, stellt Bernd Voorhamme, Vorsitzender der City-Gemeinschaft Hannover fest.
Nach wie vor ist völlig ungeklärt, wie der Verkehrsablauf in der Innenstadt – und insbesondere die Zuwegung zu den wichtigsten innerstädtischen Parkhäusern – funktionieren soll, wenn der Posttunnel verbaut wird. Das Verkehrsgutachten zur Neuführung der D-Linie ist nicht plausibel und lässt zu viele Fragen offen, um auf dieser Grundlage eine Investitionsentscheidung in Millionenhöhe zu treffen. So liegen unerklärlicherweise die Verkehrsmengen des Verkehrsgutachtens für den Innenstadtbereich um 20 Prozent unter den heutigen Werten.
Bereits aktuell treten im Quartier Herschelstraße, Kurt-Schumacher-Straße und Schillerstraße erhebliche Verkehrsprobleme in den Hauptverkehrszeiten auf. Gerade dieser Bereich ist aufgrund seiner Bedeutung für die Erreichbarkeit der innerstädtischen Parkhäuser und für den Wirtschaftsverkehr aber von besonderem Gewicht. Diese Probleme werden erheblich verstärkt, wenn die Planungen zur D-Linie so umgesetzt werden. Gerade vor der Ernst-August-Galerie wird sich die Situation durch das Abbiegen der Stadtbahn in den Posttunnel noch weiter verschärfen. „Der Hinweis der Stadt, dass sich durch eine verbesserte Ampelschaltung die Situation dort entspannen kann, ist nicht nachvollziehbar. Probleme gibt es schon jetzt, warum ist dann bisher nichts passiert?“ stellt Dr. Horst Schrage fest.
“Wie soll die Schillerstraße einen – laut Gutachten – Verkehrszuwachs von über 150 Prozent aufnehmen? Hierzu gibt es keine Aussagen. Auch der zentrale Knotenpunkt Herschelstraße/Kurt-Schumacher-Straße ist extrem kritisch. Der Linksabbiegeverkehr aus der Andreaestraße wird deutlich zunehmen und der ÖPNV-Takt steigen. Dies muss zu Problemen führen”, meint Jans-Paul Ernsting, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Hannover.
Die Scheelhaase-Variante ist aktuell von der Üstra gutachterlich überprüft und für problemlos befunden worden. Großer Vorteil: Damit ließen sich sehr schnell Barrierefreiheit und Umsteigeanbindung erreichen und sie ist einfach umsetzen.
„Haben die Politiker Angst vor den Bürgern?“ fragt Ullrich Thiemann, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes. Gemäß Gutachten der Üstra ist für den Fall einer Scheelhaase-Umsetzung nämlich mit einer deutlichen Bevorzugung der Tunnellösung durch die Fahrgäste zu rechnen.
Wirtschaft und Handel fordern, dass die jetzt vorgeschlagene Lösung nicht umgesetzt wird:
- Wenn die städtebaulich und verkehrstechnisch für Hannover beste Lösung – in einem eigenen Tunnel – aus Kostengründen nicht weiter verfolgt werden kann, sollte die zweitbeste Lösung, die Scheelhaase-Lösung umgesetzt werden. Auf ein Abbiegen des oberirdischen Zweigs in den Posttunnel ist aufgrund der damit verbundenen massiven Verkehrsbehinderungen unbedingt zu verzichten.
- Als Endpunkt kann als kostengünstigste Variante auch das Steintor untersucht werden. Hier bestehen gute Umsteigemöglichkeiten ins Stadtbahnnetz und die direkte Anbindung an die City, während Fahrgäste zum Bahnhof mit der jeweils zweiten Stadtbahn fahren können.
- Die Barrierefreiheit der D-Linie – das eigentliche Ziel der gesamten Planung – wäre mit der Scheelhaase-Lösung sofort zu erreichen.